Im Russischen Haus fand ein Gedenkabend statt

06/22/2021 - 20:30

"Krieg in der Geschichte meiner Familie" – unter diesem Motto verlief ein kleiner, im privaten Rahmen gehaltener Abend, bei dem Gäste des Russischen Hauses in Wien die Erinnerung an seine Familie um den 22. Juni 1941 und um die Kriegszeit im Allgemeinen teilten, und einander alte Familienfotos zeigten. Er fand am Dienstag, dem 80. Jahrestag des Beginns des Großen Vaterländischen Kriegs, im Konferenzsaal des Russischen Hauses statt und wurde in Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum „Pamjat“ organisiert.

Zur Eröffnung des Abends sprach der stellvertretende Direktor des Russischen Hauses, Alexander Zhuravljow, darüber, wie wichtig es ist, die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg an die nächsten Generationen weiterzugeben, damit sich die Schrecken des Krieges nicht wiederholen.

„Wenn Sie in den Saal des Russischen Hauses in Wien jeden in Österreich lebenden ehemaligen Sowjetmenschen einladen mit der Bitte über den Krieg in seiner Familiengeschichte zu erzählen, würde dieses Treffen viele Tage dauern. Deshalb werden wir heute nur fünf Geschichten darüber hören, was der Krieg für die persönliche Geschichte unserer Gäste geworden ist", sagte Julia Egger, Präsidentin des Zentrums „Pamjat“.

Vater und Sohn Andrei und Iwan Zolotov erzählten, wie das Datum des 22. Juni 1941 das Leben ihrer Großväter, Urgroßväter und anderer Verwandter durchzog - der sowjetische Offizier Andrej Zolotow, der buchstäblich aus einem Moskauer Theater an die Front berufen wurde, und über die harten Geschichten der Opfer und das Leid, worüber er seinem Enkel erzählte; und über den „weißen“ General Peter Machhrow, der, als er in Emigration in Frankreich lebte wandte sich im Alter von 65 Jahren an die sowjetische Botschaft mit dem Ansuchen, ihn in die Rote Armee aufzunehmen - und wurde dafür von der kollaborationistischen französischen Regierung in ein KZ geschickt. Diese Geschichte eines entfernten Verwandten der Familie Zolotov ist ein Artikel des Historikers A. Ganin in der letzten Juni-Ausgabe der Zeitschrift "Rodina" gewidmet.

Eleonore Dupuis, die österreichische Tochter eines sowjetischen Soldaten, beschrieb, wie sie nach ihrem Vater sucht (ungefähre Daten - Michael, ursprünglich aus Twer, im Juli 1945 befand er sich in einer der Abteilungen des sowjetischen Heereskontingents in St. Petersburg) und wie sie den Kindern sowjetischer Soldaten weiterhin bei der Suche nach ihren Verwandten in den Republiken der ehemaligen Sowjetunion hilft.

Die Bewohnerin Wiens Alla Suchatski, Enkelin eines Teilnehmers der Kämpfe um Moskau erzählte, wie sie nach Spuren eines bekannten, in Österreich gefallenen tatarischen Schriftstellers suchte, und später - des Kapitäns und Herausgebers der Divisions-Zeitung Nur Galimovitsch Bajan, deren Werke Teil des Lehrplans in Tatarstan sind, über die Umstände dessen Todes- und Begräbnisortes in seiner Heimat jedoch nur wenig bekannt ist.

Ebenfalls erklang – als Audioaufnahme - eine Erzählung der Wiener Linguistin und Impresario, einer langjährigen Freundin des Russischen Hauses in Wien, Elisabeth Smagin. In der Geschichte ihrer Familie verweben sich Geschichten des ukrainischen, polnischen und österreichischen Judentums, Mitglieder der Widerstandsbewegung Dänemarks und Frankreichs, italienische Partisanen, das Konzentrationslager Mauthausen und ein Militärangehörigen der amerikanischen Armee, sowie Verwandte, die auf verschiedenen Seiten der Front kämpften.

Die Moderatorin des Abends, Julia Egger, erzählte, wie bei der bisher unbekannten Beerdigung gefallener sowjetischer Soldaten in der Steiermark die Leiche des Offiziers Grigorij Pasko exhumiert und identifiziert wurde; die Medaille des Soldaten "Für die Tapferkeit" wurde seiner Familie in der Ukraine übergeben.

Am Ende des Treffens, das in einer vertrauensvollen, familiären Atmosphäre stattfand, gab es einen Vorschlag, der von allen Anwesenden unterstützt wurde, solche Abende im russischen Haus zu einem jährlichen Treffen zu machen, damit die Erinnerung an den Großen Vaterländischen Krieg einen persönlichen Charakter haben könnte. Die Videoaufzeichnung der erklungenen Geschichten wird am Kanal des Russischen Hauses auf Youtube veröffentlicht.