Internationale Aktion zum Gedenken an die Opfer der NS-Euthanasie in der Gedenk- und Bildungsstätte "Schloss Hartheim"

10/01/2021 - 22:00

Am 1. Oktober wurde auf Schloss Hartheim (Oberösterreich) rund 30.000 Opfern der NS-Euthanasie gedacht. An der jährlichen Gedenkfeier nahmen Verwandte und Nachkommen der Opfer teil, die russische Seite war durch Mitarbeiter des Russischen Hauses in Wien vertreten. Botschafter und Diplomaten von zwanzig Ländern, darunter die Republik Belarus, Kasachstan, die Ukraine, Vertreter der staatlichen Behörden und Mitglieder öffentlicher Organisationen Österreichs wurden ebenfalls Teilnehmer der Aktion.

Die Zeremonie fand auf dem Gelände des Friedhofs der Gedenk- und Bildungsstätte "Schloss Hartheim" in der Nähe der Burgmauer statt, wo 2001 bei Ingenieurarbeiten die Überreste von Opfern der NS-Euthanasie entdeckt wurden, die in der Gaskammer getötet und im Krematoriums Ofen verbrannt wurden.

Die Kranz- und Blumenniederlegung am Sarkophag findet traditionell im Oktober statt und erinnert an die tragische Zeit der Ära des Nationalsozialismus: Im Oktober 1939 forderte Hitler die Ärzte des Dritten Reiches auf, die "Lebensunwürdigen", die die Henker psychisch Kranke und Menschen mit körperlicher Behinderung ernannten, gezielt zu vernichten. 

Das Schloss Hartheim aus dem 16. Jahrhundert befindet sich in der Nähe von Linz, während des Zweiten Weltkriegs wurde es zu einem der sechs Zentren der Zwangseuthanasie des Dritten Reiches, wo eine der Etappen der sogenannten "T-4-Aktion", initiiert vom Reichsgesundheitskommissar K. Brandt auf Anweisung Hitlers, verwirklicht wurde. Im Zuge dieser und nachfolgenden Aktion T14f13 töteten die Nazis die Bewohner Österreichs, darunter Säuglinge und alte Menschen, Kranke, Gebrechliche, arbeitsunfähige Häftlinge von Konzentrationslagern und zur Zwangsarbeit aus den von den Nazis besetzten Gebieten Vertriebene.

"Wir brauchen Hartheim, wie wir es heute kennen, damit das Hartheim von 1940-1944 nie wieder passiert", sagte Thomas Stelzer, das Oberhaupt Oberösterreichs, in seiner Rede. "Die aktualisierte Ausstellung in Hartheim aktualisiert das Thema "Wert des Lebens" im öffentlichen Bewusstsein noch stärker. In Oberösterreich bekennen wir uns zum Wert des Lebens in jeder seiner Phase", betonte der Landesvorsitzende.

"In den vergangenen Jahren haben Forscher des Gedenk- und Bildungszentrums eine große Arbeit mit den Angehörigen der Opfer durchgeführt, um das Schicksal der im Euthanasiezentrum Getöteten zu ermitteln. Diese Studien sind ständig im Gange. Sie sind vor allem wichtig für den Bildungsauftrag des Zentrums", sagte Dr. Brigitte Koplinger, Präsidentin des öffentlichen Vereins „Schloss Hartheim“.

Das Ergebnis dieser Arbeit war neben der Museumsausstellung, vielen Publikationen und Bildungsprogrammen die Mauer der Erinnerung, auf der Gedenktafeln mit den Namen der toten Bürger verschiedener Länder angebracht sind. Während der aktuellen Gedenkfeier wurde eine Gedenktafel zum Gedenken an den verstorbenen gebürtigen Türken enthüllt. 

Das russisch-österreichische Forschungszentrum "Memory" arbeitet in Zusammenarbeit mit der Gedenk- und Bildungsstätte "Schloss Hartheim" daran, das Schicksal von Bürgern der Sowjetunion, die in der Gaskammer des Schlosses getötet wurden, sicherzustellen. Derzeit sind die Namen von 753 sowjetischen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeits-Gefangenen, die von 1942 bis 1945 im Schloss vernichtet wurden, dokumentiert.

Die Forscher sind daran interessiert, die Biografien der Toten für die anschließende Organisation von Museumsarbeit, Ausstellungen und die Erstellung von Lehr- und Bildungsmaterialien zu wiederherzustellen. Österreichische und russische Forscherinnen und Forscher werden am Abend der Erinnerung, der am 27. Oktober im Russischen Haus in Wien stattfindet, über die Zwischenergebnisse der gemeinsamen Arbeit berichten.