"Adressen unserer Erinnerung: Oberösterreich - Schloss Hartheim"

10/29/2021 - 10:30

Am 27. Oktober präsentierte die gemeinnützige Organisation “Das Forschungszentrum “Memory” im Russischen Haus in Wien das vierte öffentliche Programm im Rahmen der historischen Thementreffen "Adressen unserer Erinnerung" - "Oberösterreich - Schloss Hartheim". Das Programm war das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen dem Forschungszentrum “Memory” und der Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim.

Mag. Florian Schwanninger, Leiter des Lern- und Gedenkorts Schloss Hartheim, präsentierte den Zuhörern die Forschungsergebnisse zu den Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die von den Nazis während des Zweiten Weltkriegs auf Schloss Hartheim begangen wurden. Das Schloss war einer der sechs Euthanasie-Anstalt des Dritten Reichs, wo zwischen 1939 und 1945 rund 30.000 Menschen ermordet wurden. Im Zuge der Verbrechen der NS-Mörder “T-4” und “T14f13” wurden hier routinemäßig Kinder, Frauen, Alte, Kranke, Gebrechliche und Arbeitsunfähige sowie Häftlinge der Konzentrationslager Mauthausen und Dachau und zur Zwangsarbeit eingewiesene Ausländer aus den besetzten Gebieten ermordet.

Die Leiterinnen des Forschungszentrums „Memory“, Julia Egger und Alexandra Kolb, stellten den Zuhörern die Ergebnisse der laufenden Arbeiten zur Ermittlung des Schicksals der sowjetischen Bürger vor, die in der Gaskammer des Schlosses starben. Derzeit sind die Namen von 753 Kriegsgefangenen, Zwangsarbeitern und anderen Kategorien sowjetischer Gefangener, die hier zwischen 1942 und 1945 ermordet wurden, dokumentiert. In diesem Zeitraum ergänzte das FZ “Memory” das Forschungsmaterial zu 154 Opfern, sodass die Suche nach deren Angehörigen unter den Bürgern Aserbaidschans, Georgiens, Kasachstans, Lettlands, Usbekistans, Russlands, der Ukraine und Weißrusslands aufgenommen werden konnte. Bei dem Treffen im Russischen Haus wurden den Angehörigen der in Hartheim verstorbenen Russen Alexej Belonoschkin und Nikolaj Fjodorow aktuelle Zeugnisse überreicht, die das virtuelle "Gedenkbuch Hartheim" weiter ergänzen werden. Zuvor enthielt sie nur eine Geschichte über einen Sowjetbürger, Ibrash Kuntayev, einen gebürtigen Kasachen, der hier ermordet wurde.

Die Anbringung einer Gedenktafel an der Schlossmauer, die an den aus der Region Woronesch stammenden Alexej Belonoschkin erinnert, ist der nächste Schritt der gemeinsamen Arbeit des Forschungszentrums „Memory“ und des Lern- und Gedenkorts Schloss Hartheim.