Das Russische Kulturinstitut in Wien präsentiert Werke von zwei österreichischen Künstlern - Stefan Hilge und Alfred Hrdlicka aus der Sammlung von Professor Wolfgang Bandion. Die Eröffnung fällt mit dem 80. Jahrestag der Flucht der sowjetischen Offiziere aus dem Todesblock zusammen.
"Viele Jahre lang war es üblich, die Aktion zur Ergreifung der aus dem Block 20 des KZ Mauthausen geflohenen Häftlinge als 'Hasenjagd' zu bezeichnen. Dies ist jedoch eine ausschließlich nationalsozialistische Formulierung. Meine Freunde und ich nennen es eine Menschenjagd, die es auch wirklich war", sagte Professor V. Bandion bei der Eröffnung der Ausstellung.
Der Historiker, Philosoph und Kunsthistoriker Prof. V. Bandion hat in den vielen Jahren seiner beruflichen Laufbahn mit einer Vielzahl von Künstlern zusammengearbeitet, die in ihren Werken das Thema der Gefangenschaft zu behandeln versuchten.
Die in der Ausstellung präsentierten Werke von Stefan Hilge und Alfred Hrdlicka spiegeln die Erfahrungen der Häftlinge wider und zeigen die Brutalität des Nationalsozialismus auf bestmögliche Weise.
"Ein junger Künstler aus der Schweiz, Stefan Hilge, kam vor vielen Jahren nach Österreich, um im Atelier von Alfred Hrdlicka zu lernen. Ich versammelte eine Gruppe meiner damaligen Studenten von der Universität für angewandte Kunst und nahm sie mit in die Gedenkstätte Mauthausen. Stefan Hilge war unter ihnen. Seine Arbeit war das Ergebnis der Auseinandersetzung mit den Geschichten und Schicksalen der Mauthausener Häftlinge sowie mit Zeichnungen, die sie während ihrer Haft und nach ihrer Entlassung angefertigt hatten. Für den jungen Künstler war es sehr wichtig und schockierend zu erkennen, dass ein Großteil der toten Häftlinge von Mauthausen in seinem Alter war. Daher sind seine Werke nicht nur ein grafischer Ausdruck persönlicher Emotionen, sondern auch eine innere Verbindung mit den Häftlingen", sagte Professor V. Bandion.
Ein Besuch in Mauthausen, seinen Außenlagern und im Schloss Hartheim, dem NS-Vernichtungszentrum für Behinderte und KZ-Häftlinge, führte zu einer Reihe von Werken von Stefan Hilge, die die Geschichte der NS-Verbrechen erzählen: die Aktionen T4, Kugel und Block 20, die Vernichtung politischer Häftlinge, die planvolle und methodische Vernichtung der Menschen, indem man ihn ihrer Namen, ihrer Emotionen und Gefühle beraubt.
Unter den ausgestellten Werken wies Prof. W. Bandion auf das Werk hin, das barfuß laufende menschliche Füße darstellt. "Dies ist ein weiteres Symbol, das nicht nur vom stundenlangen Stehen der Häftlinge auf dem Appellplatz in Mauthausen erzählt, sowohl in der Kälte als auch in der Hitze, sondern auch darauf hinweist, dass es für die meisten KZ-Häftlinge kein Zurück mehr gab: Die Nazis haben ihnen die Zukunft genommen. Der österreichische Künstler und Grafiker Stefan Hilge verwendet in seinen Werken verschiedene grafische Techniken als Metaphern. Seine Grafiken versuchen, die Sprache und die Codes sowohl der Häftlinge als auch der Nazis zu entschlüsseln, was den Betrachter letztlich an das Leid und die unzähligen Opfer des Faschismus erinnert", erklärte Professor V. Bandion.
Die einzigartigen Werke des österreichischen Künstlers Alfred Hrdlicka basieren auf den persönlichen Eindrücken des Autors von Besuchen in der Gedenkstätte Mauthausen, von Gesprächen über das Schicksal der Häftlinge, über die Methoden und Techniken des NS-Systems als perfekt abgestimmte Todesmaschine.
Hrdlickas Grafiken sind ein Versuch, eine Antwort auf die Fragen nach den Ursachen und Bedingungen des Faschismus zu finden, einerseits nach dem Zynismus und der grenzenlosen Grausamkeit der Nazis, andererseits nach der Solidarität und Geistesstärke der Häftlinge, die es geschafft haben, dem System unter für den menschlichen Körper und Geist unerträglichen Bedingungen zu widerstehen.
Der Künstler erzählt auch die Geschichte von Johann Gruber, auch bekannt als "Papa Gruber" und "Der Heilige von Gusen". Der katholische Priester war ab 1940 im KZ Gusen I inhaftiert. Bis zu seinem Märtyrertod am Karfreitag 1944 half er vielen anderen Häftlingen zu überleben.
Die Ausstellung zeigt sieben der vierzehn Werke von Alfred Hrdlicka, die dem Gedenken an die Häftlinge von Mauthausen gewidmet sind.
Die Ausstellung ist bis zum 16. Februar geöffnet.
Sie können die Ausstellung von Montag bis Donnerstag von 17:00 bis 19:30 Uhr besuchen.
Brahmsplatzt 8, 1040 Wien, Russisches Kulturinstitut in Wien.