HLL. PETRUS UND FEVRONIA, WUNDERTÄTER V. MUROM – BESCHÜTZER DER FAMILIE UND EHE
Zum Tag der Familie, der Liebe, und der Treue präsentiert RKI und das Staatliche historische Museum Russalnds eine Ausstellung «Hll. Petrus und Fevronia von Murom – Gönner der Familie und der Ehe ». Eine signifikante Bedeutung wird in der russischen und kirchlichen (orthodoxen) Volkstradition dem Fürsten Petrus und der Fürstin Fevronia zugeschrieben. Zulässige historische Tatsachen gibt es nicht, ausschliesslich wurde es in der Lawrentiewskaja Chronik von 1228 über den Tod von Peter (im Mönchsstand David) erwähnt, der in Murom nach dem Tod seines Bruders 1203 allein herrschte. Keine Einzelheiten seiner Herrschaft, um so mehr seines Privat- und Familienlebens sind in chronographischen Quellen erhalten. Nur im Volksgedächtnis bleiben sie erhalten.
Fast drei Jahrhunderte lang ging im Raum von Murom von Mund zu Mund eine Legende über den Fürst-Drachentöter und die Allerweiseste Jungfrau Fevronia. Diese Motive fanden ihren Niederschlag sogar im frühesten liturgischen Text, zusammengefasst um die Wende der XV.–XVI. Jh. In der Gänze wurde diese Volkslegende in den 40-er Jahren des XVI Jh. vom hervorragenden Schriftsteller des russischen Mittelalters Hermolaus-Erasmus benutzt. Die «Legende von Hll. Petrus und Fevronia» wurde von ihm bei der Vorbereitung auf feierliche Kanonisation von «neuen Muromschen Wundertätern» für Kirchenkonzile 1547– 1549 zusammengefasst, aber die ausgesprochene Vorherrschaft von volkstümlichen Quellen über strengen agiographischen Kanon machte es unmöglich, dass diese Legende zum offiziellen Heiligenleben wurde. Ferner wurde der originelle Autorentext der Legende nicht einmal überarbeitet, damit er mit den hagiographischen Anforderungen immer mehr übereinstimmte.
Die Legende über Petrus und Fevronia gehört zu den «besten Werken der altrussischen historischen Literatur. Je nach Poetizität und Tiefe des künstlerischen Gedankens, Feinheitsgrad der psychologischen Wahrnehmungsfähigkeit und Formvollendung nimmt diese einen exklusiven Platz nicht nur unter altrussischen Schriftdenkmälern, sondern auch überhaupt in der ganzen Weltliteratur ein» (R.P. Dmitriewa).
Gerade die Geschichte von Hermolaus-Erasmus hilft uns zu begreifen, was hier eigentlich dem Volkssinn so nahe war: nicht nur ihre märchenhafte myphologische Fabel – Sieg über den Drachen, sondern auch ewige Menschenwerte – Liebeskraft, die Standes- und sonstige übrige Schranken bewältigt, eheliche Treue, tugendhafte Lebensweise. Die abschliessende Episode der Legende erzählt davon, wie der liebe Gott Petrus und Fevronia für ihre gegenseitige Liebe und Ergebenheit mit gleichzeitigem Abschied und körperlicher Inseparabilität nach dem Tode belohnt hat.
In der Rus kam die besondere – und man darf das mit Fug und Recht behaupten – auch herzliche Huldigung der Muromschen Fürsten in der weitgestreuten Verbreitung der von Hand geschriebenen hagiographischen Listen voll zur Geltung . Derzeit ist mehr als 350 Abschriften der Literaturdenkmäler aus den XVI.–XVIII. Jh bekannt, 78 davon werden im Staatlichen historischen Museum aufbewahrt.
Dieser Schrift wurde ebenfalls deutlich mehr Beachtung von den Malern geschenkt, die oftmals den hagiographischen Text, beginnend ab der ersten Hälfte des XVII. Jh. und bis auf den Anfang des XX. Jh., illustriert hatten. Sieben schöngedruckte Listen dieses Schriftdenkmals wurden vom hervorragenden autodidaktischen Maler, intimen Kenner der altrussischen Schriften und Miniaturen, geschickten Meister der Stilisation – Iwan Gawrilowitsch Blinow (1872–1944), Bauer aus dem Dorf Kudaschicha Ujesd Balachninsker, Gouvernement Nizhni Nowgorod ausgeführt. Eine dieser Listen, aufbewahrt in der Sammlung des Staatlichen historischen Museums, wird in dieser Ausstellung präsentiert. Das ist eine Handschrift, die gross wie ein Blatt Papier ist und die aus 84 gefalteten ungebundenen Doppelblättern besteht, wo an der Doppelseite li. eine Miniatur und re. der Text selbst angebracht werden. Die bildnerische Reihe des Schriftdenkmals enthält 40 Miniaturen.
Die Versammlung der russischen Heiligen verfügt über eine Reihe von hervorragenden Glaubenszeugen – Märtyrer Christi, Klostergründer, Ehrwürdigen, Gerechten, Rechtgläubigen, Narren in Christo, die für Treue in Christus und Gebotstreue verehrt wurden. Sogar in diesem ausgefallenen Kreis haben die Hll. Petrus und Fevronia ihre Sonderstellung als Ehegatten beibehalten. Ihr gemeinsames untrennbares Gedenken wird an demselben Tag gefeiert– am 25. Juni („alter Stil“) oder am 8. Juli („neuer Stil). Sowohl im volkstümlichen, als auch im kirchlichen Bewusstsein werden sie vor allem verehrt, dass sie ein Muster der ehelichen Liebe und Treue waren. Nicht umsonst hat diese Tradition bis in unsere Tage überlebt.