Vortrag über russischen Philosophen Sergej Bulgakow im Russischen Kulturinstitut in Wien

01/23/2020 - 23:45

Am 24. Jänner fand der Vortrag zum Thema „Sergej Nikolajewitsch Bulgakow. Tragödie der Philosophie und Unterwasserriffs der Theologie“ statt. Dieser Vortrag wurde vom Dozenten des Lehrstuhls für Geschichte der russischen Philosophie der philosophischen Fakultät der Moskauer Staatlichen Lomonossow-Universität, dem Vizedekan der philosophischen Fakultät der MGU, Dr. Alexej Kosyrew gehalten.

Bei dieser Veranstaltung handelte es sich um Gott und die Welt in der russischen Philosophie, auch um die Bedeutung des Gedankenguts und der Persönlichkeit Sergej Bulgakows als einen der schillerndsten Denker, der den berühmten Weg vom Marxismus zum Idealismus gemacht hatte. Am Anfang des Abends behandelte Kozyrew die wichtigsten Etappen des Lebens des russischen Philosophen, die Quellen der Sophiologie – eines zentralen Begriffs seines Philosophierens, die Philosophie des Wirtschaftens und des religiösen Materialismus.

„Die Tragödie der Philosophie“ – so hieß das Buch Bulgakows, das 1922 von ihm noch im bolschewistischen Russland verfasst und auf Deutsch fünf Jahre danach, in Darmstadt (dessen russische Original kam erst im Jahre 1993) herausgegeben wurde. In diesem Buch nimmt er quasi einen Abschied von der Philosophie, nachdem er in ihrer Geschichte eine „religiöse Ketzerei“ gesehen hatte. In seinem Vortrag versuchte der Wissenschaftler auf die Frage, ob der Abschied von der Philosophie, der zeitlich mit dem erzwungenen Abschied Bulgakows von seiner Heimat zusammenfiel, der entschlossene Abschied von den Ansprüchen philosophischen Sinngehalts als solchen, eine Antwort zu geben. Denn in der Emigration setzte Bulgakow sein Schaffen bereits am Weg der Theologie fort, indem er mehr als zehn umfangreiche Bücher verfasste, in denen er traditionelle Themen der Theologie von den Standpunkten sophiologischer Synthese darlegte.

Heutzutage ruft das Gedankengut Bulgakows erneut das Interesse und Aufmerksamkeit nicht nur in Russland, sondern auch in Europa und den USA hervor.

Unter den Gästen des Vortrags befanden sich Unterrichtende und Studierende österreichischer Universitäten, Vertreter wissenschaftlicher und künstlerischer Intelligenz, Kulturschaffende, Literaten und Philosophen.

Die Veranstaltung in russischer und deutscher Sprachen fand im Rahmen der Zusammenarbeit des RKI mit der Gesellschaft für Kulturprojekte und internationalen Dialog „Consideratio“ statt. Als Moderator des Abends fungierte der Vorsitzende von „Consideratio“ Wolfgang Wasicek.